Oft ist die Frage, wie man auf die Idee zu einer Geschichte gekommen ist, die, welche Autorinnen und Autoren am meisten fürchten. Ideen sind einfach da und möchten erzählt werden. Sehr treffend beschreibt das Neil Gaiman (auf Englisch).
Daher ist schon etwas Besonderes, dass ich für „Vermächtnis der Engel“ genau sagen kann, wann und wie ich zum ersten Mal auf die Idee kam.
Dazu muss ich etwas ausholen. Die Wohnungsbaugesellschaft, bei der Ehemann, Kater und ich wohnen, hat unsere Wohnung renoviert, bevor wir einzogen. Als eine Modernisierungsmaßnahme sollte ein Balkon angebaut werden. Nachdem wir eingezogen waren, passierte geschlagene drei Jahre gar nichts. Wir hatten eine Balkontür, die sich aus Sicherheitsgründen nur auf Kippe öffnen ließ und keinen Balkon.
Eines Abends schaute ich in die Dunkelheit und fragte mich, was wäre, wenn dort ein Mann schweben würde.
Diese Frage ließ mich nicht mehr los und führte schließlich dazu, dass ich mir weitere Fragen stellte:
- Wer war der Mann?
- Warum schwebte er vor dem Fenster / der Balkontür?
- Wer würde ihn entdecken?
- Wie würde die Figur reagieren?
Antworten fand ich nicht, so dass ich die Idee in einen Ordner verschob, mit Gedanken, die vielleicht eines Tages weitergesponnen werden. Aber jedes Mal, wenn ich in das Balkonzimmer ohne Balkon ging, dachte ich an meinen schwebenden Unbekannten und bedauerte, dass wir nicht zueinander finden konnten.
Da spielte mir der Zufall oder das Schicksal „Blutmale“ von Tess Gerritsen in die Hände, durch das ich zum ersten Mal von den Kindern der Engel, den Nephilim oder Wächtern, erfuhr. Aber so wie Tess Gerritsen die Nephilim beschrieb, gefielen sie mir nicht. Ich fragte mich, warum Wächter kalt und grausam sein sollten …
… und so nach und nach nahm die Geschichte Form an und passte perfekt zu meiner Idee des Mannes, der vor meinem Balkon schwebt.
Von der Idee zum Manuskript war es ein langer, steiniger Weg, der unter anderem über eine Plot-Arbeitsgruppe im Autorenforum Montsegur führte. (Vielen, vielen Dank!)
ach und nach fielen die Ereignisse an ihren Platz, die Figuren erwachten zum Leben und begaben sich auf die Reise. So kam ich von einem versprochenen, aber nicht realisierten Balkon zu der Geschichte einer großen Liebe zwischen Sarah, einer Frau, die ihren Platz im Leben noch sucht, und Rafael, einem Engelssohn, der nicht an die Liebe glaubt.
Und von Asael, dem goldenen Engel, der eines Nachts vor der Tür von Sarahs Nicht-Balkon schwebt.
PS. Inzwischen gibt es einen Balkon vor der Tür, so dass ich mir andere Inspirationsquellen suchen muss.